Eine Darstellung von Landschaft, Geschichte und Kultur der Stadt Brotterode
Herausgeber Stadt Brotterode
Edition Kroner Bad Vilbel-Brotterode 1999
Aus dem Inhalt:
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Am 10. juli 1895 wurde Brotterode von einem verheerenden Brand heimgesucht. Das Feuer brach im Unterdorf aus und innerhalb von vier Stunden brannten 729 von 842 Gebäuden vollständig nieder, darunter 329 Wohngebäude. Nur die Gebäude auf der Höh, dem Schützenhof, im Unterdorfund einige im Oberdorf blieben erhalten. In der Mitte des Ortes blieb nur die Schule stehen. Fünf Tote waren zu beklagen. 1500 Bewohner hatten kein Obdach. Sie fanden Unterkunft in den Nachbarorten und später in Baracken am Seimberg. Nach diesem Großbrand wurde Brotterode rasch wieder aufgebaut. Als eines der letzen Gebäude konnte die Kirche im Jahre 1900 eingeweiht werden (vgl. Broschüre "Großbrand 1895 in Brotterode").
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Auf der hessischen Seite errichtete der Metzger Caspar Eck 1848 eine Bretterbude zum Ausschank von Getränken. Übrigens verkaufte C. Eck sein Wohnhaus 1862 an den Adlerwirt Michael Malsch, der es Abriß und sein Brauhaus sowie den Tanzsaal auf dem Grundstück errichten ließ. Neben dem Ausschank auf der hessischen Seite entstand ein kleines Fachwerkhaus, das den Namen "Hessische Herberge erhielt. Nach der Eingliederung Kurhessens in das Königreich Preußen 1866 wurde die Herberge in "Preußisches Gasthaus" umbenannt. Von 1867-1899 war Louis Langlotz aus Brotterode Gastwirt und ab 1899 August Stöhr, der gleichzeitig noch im Ort den "Inselberger Hof" besaß. Die Gaststätte auf der Brotteröder Seite blieb in den Händen der Familie Stöhr.
Das auf der anderen Seite des Rennsteigs liegende gothaische Gasthaus bewirtschaftetet bis 1945 zunächst der Pächter Naumann und später Braun. Zwischen beiden Gaststätten gab es einen harten Konkurrenzkampf, der manchmal groteske Formen annahm. Am 16. Juni 1930 stand vor dem Gothaischen Hotel ein mit Kohlen beladener Lastkraftwagen, dem die Weiterfahrt nach dem Preußischen Hof untersagt worden war. Zur Sperrung der Durchfahrt wurden Tische und Stühle aufgestellt, während Wagenführer und Hotelangestellte sich drohend gegenüberstanden. Der Gothaer Hotelier sprach von einer Verfügung, die der Durchfahrt entgegenstehe. Nach einem Anruf von A. Stöhr stellte sich heraus, daß so eine Verfügung gar nicht existierte und die Tisch- und Stuhlbarriere mußte wieder entfernt werden. Leider scheinen sich die Barrieren auf verschobener Ebene (mit Tabarz) heute wieder aufzurichten.
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Eine Besonderheit stellt noch die Gaststätte am Mommelstein dar. Sie wurde vom ehemaligen Bürgermeister Gottlieb Fuchs im Jahre 1897 auf Kleinschmalkalder Gemarkung errichtet und hieß gleich zu Beginn "Fuchsbau". Das lag nicht an ihm. Er wollte auf Brotteröder Gebiet bauen. Schon am 28.04.1894 zeigte der "Thüringer Hausfreund" den ersten Ausschank auf dem Mommelstein für den nächsten Tag an. Ein Jahr später brachte die gleiche Zeitung: "Das Wellblechhäuschen von Gottlieb Fuchs auf dem Mommelstein soll am 12.5. eingeweiht werden." Es muß in der Nähe des "Mommelsteinblicks gestanden haben. Darin bewahrte er für den Ausschank am Wochenende seine Geräte auf. Da er als Bürgermeister in den Jahren 1876 bis 1892 auch eine ganze Reihe unangenehmer Dinge erledigen mußte, lehnten seine Nachfolger auf dem Bürgermeisteramt den Bau auf der Brotteröder Gemarkung ab.
Seine Nachkommen hatten etwas mehr Glück mit den Gemeindevertretern und -behörden in der Zeit der Weimarer Republik. Im Sommerhalbjahr des Jahres 1928 wurde der Mommelsteinweg durch Notstandsarbeiten so befestigt, daß man ihn auch als Straße einordnen konnte.
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Von 1949 bis 1951 erhöhte sich die Anzahl der Gäste von 1010 auf 12390, der Betten von 245 auf 441. Die Zahl der Übernachtungen betrug 1951 61872. Bis zum Jahre 1962 stieg die Zahl der Gäste auf 22030, der Betten auf 752. Übernachtungen wurden 149142 registriert.
Die Aufschwungphase beruhte auf einigen günstigen Bedingungen. Innerhalb der Stadt Brotterode gab es 11 Gaststätten, von denen sechs für den Ferienbetrieb geeignet waren, allerdings weniger für eine Beherbergung. Die Privatquartiere und ihre spätere Zuordnung zu bestimmten Gaststätten stellte eine wertvolle Ergänzung dar.
Die Gasthäuser besßen z.B. 1949/50 nur 59 Betten, die Privathäuser schon 141. 1962 verfügten die Gaststätten über 84 Betten im Haus, die Privatquartiere über 331 Betten. Das Verhältnis änderte sich auch in den Folgejahren nicht. 1975 standen 102 Betten in Heimen und Vertragsstätten 377 in Privatquartieren gegenüber - 1985 betrugen die Anteile 123 und 577.
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