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SPRUCH DES JAHRES

Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andre packt sie an und handelt.

Dante Alighieri

SPRUCH DER WOCHE

Je näher der Zusammenbruch eines Imperiums rückt, desto verrückter sind seine Gesetze.

 

Cicero

 

LUSTIGES

Quelle: Aus dem umgestülpten Papierkorb der Weltpresse (1977)

New York - Um einen schmerzhaften Zahn loszuwerden, band Rangiermeister Roy Floyd einen festen Zwirnsfaden an den letzten Wagen eines Zuges. Als die Lokomotive anfuhr, wurde Floyd zu Boden gerissen. Dabei brach er sich den Arm und büßte drei Zähne ein. Der schmerzende Zahn blieb allerdings unbeschädigt.

Die Lehmänner
Die Lehmänner

Kosmos

Kosmos, 1919, Heft 1, Seite 91

 

Absinth.

In Frankreich verbot die Regierung gleich beim Ausbruch des Krieges den Ausschank von Absinth. Wie gefährlich dieses Getränk wirkt, zeigt eine Notitz des schwäbischen Schriftstellers Martin Lang, nach der ein Soldat einen Rest Absinth, kaum 1/4 Liter, in einem Hause fand, die Flasche ansetzte und binnen kurzem tot zu Boden stürzte. - Was aber ist nun der Absinth?

Absinthion (wohl abzuleitenvon a-psinthos=freudelos) ist der altgriechische Name für den Wermut, eine zu den Korbblütlern zählende Staude. Ihr äußerst bitterer Geschmack scheint diese sonderbare Bezeichnung veranlaßt zu haben, spricht man ja heute noch von Wermutstropfen im Becher der Freude! Die rund 200 Arten zählende Gattung aber heißt Artemisia. Vielfach wird dieser Name mit der wegen ihrer Trauer um König Mausolos von Karien, einer Küstenlandschaft des südwestlichen Kleinasiens, bekannten Artemisia, in Verbindung gebracht, die ihren 352 v. Chr. verstorbenen Gatten das erste "Mausoleum" errichtete, oder mit der Artemis, die nicht nur Göttin der Jagd, sondern auch Beschützerin der Jugend und der Keuschheit ist. Die nächstliegende Abteilung aber dürfte die vom griechischen Wort artemes sein, das gesund bedeutet. Als Heilpflanze ist der Wermut jedenfalls schon seit Jahrtausenden bekannt, und noch in Karls des Großen Tagen war der Anbau des echten Wermuts (Artemisia absinthium L.) auf vielen Meierhöfen ein Gebot. Er findet sich in Nordafrika, Westasien und fast ganz Europa zerstreut an Ufern, Dämmen, Ödländereien und felsigen Abhängen. Der kurze, stark verästelte Wurzelstock treibt zahlreiche, oft meterhohe Stengel, die gleich der ganzen Pflanze ein silbergrauer, feinhaariger Filz bedeckt. Unsere Abbildung 1a zeigt eine der rispigen Blütentrauben mit ihren gelben, nickenden Köpfchen, wie sie der Wermut Juli bis September trägt, darunter die Blütendeckblättchen, und in 1b eines der langstieligen Stengelblätter. Namentlich die blütentragenden Äste, die Sumitates absinthi der Apotheker, sind reich an ätherischen Öl und einem Bitterstoff, nach dem die ganze Pflanze aromatisch schmeckt und riecht; sie wird deshalb auch zur Gewinnung von Duftstoffen im großen angebaaut. Der eigenartig bittere Geschmack legte es nahe, alkoholische Getränke aller Art mit einem Auszug der zweckmäßig im Juli oder August gesammelten Blätter zu würzen. Im 11. Jahrhundert bereits erfreute sich der Wermutwein des württembergischen Klosters Hirsau großer Beliebtheit, und noch heute ist der Verbrauch solchen Würzweins in Ungarn, Italien und Frankreich sehr stark. Überhaupt steht der Wermut namentlich im Hausgebrauch in hohen Ehren. Er ist seiner angenehm erwärmenden Eigenschaften wegen das werm-not der alten Deutschen, der "Wärmde" des Volkes, und auch als "Wurmtod" ist er sehr geschätzt. Man braucht ihn ferner zur Stärkung der Verdauung, wider Gelbsucht und an Stelle des Chinins gegen Wechselfieber. Weiter dient er als Ersatz des Hopfenbitters, zum Ungenießbarmachen des Salzes für Speisezwecke und zue Vertreibung der Motten aus den Kleiderschränken. Die Imker räuchern mit dem frischen Kraute, um die Bienen zu betäuben, und selbst die "kornwürmer" soll der Wermut vertreiben, wenn man seine Zweige in die Getreidehaufen steckt. Ach der Aberglaube bemächtigte sich dieser Pflanze: Leute, die man behext glaubte, wurden mit Wermutzweigen geschlagen, um die Dämonen auszutreiben. In Frankreich bekränzt man vielfach noch die Kinder am Vorabend des Johannistages mit Wermut zum Schutz gegen allen Zauber; vor allem aber dient er hier zur Bereitung des Extrait d'Absinthe, doch werden auch noch andere Pflanzen mit verwendet.Dazu gehört die ihres köstlichen Geruchs wegen in Gärten vielfach angebaute Artemisia abrotanum, das Eberreis, die weniger widrig als unser Wermut schmeckende Edelraute, A mutellina, der Felsenbeifuß, A. Rupestris, die Käferaute, A. spicata, die A. glacialis und der auch von den Griechen bevorzugte römische Wermut, A. pontica, die heilkräftigen Genippi-Kräuter der pimontesischen und schweizerischen Alpen. Auch andere aromatische Gewächse, vor allem Anis und Fenchel, nach denen der Likör stark schmeckt und riecht, dann aber Rainfarn, Melisse, Salbei, Pfefferminze u. a. werden in großen Mengen mit benützt.

Die sorgfältig zusammengestellten Kräuter werden mit Alkohol destilliert und ergeben dann je nach Stärke drei verschiedene Qualitäten. Die schwächste und geringste Marke enthält noch 40-50 % Alkohol, die stärkste bis 75 %, so daß selbst unser Kirschwasser mit 26-66 % dem Absinth nachsteht. Das farblose Destillat, die Absinthe blanche, wird auch durch einen Aufgußfrischer Pflanzen, besonders Wermut, Ysop und Melisse, grün gefärbt. Zum trinken wird der Absinth mehr oder weniger mit Wasser verdünnt. Seine gleichwohl starke Wirkung, deren Schädlichkeit die anderer Schnäpse weit übertrfft, erklärt sich daraus, daß Wermut, dann aber auch Rainfarn, Ysop und Salbei einen Giftstoff, das Keton Thujon (C10H16O), enthalten, das abtreibend wirkt (daher wohl der französische Ausdruck Aperitif) und in geringen Mengen schon die Nerven reizt. Infolgedessen treten bei längerem oder übermäßigem Genusse leicht schwere Störungen auf, die sich zu Krämpfen, Tobsuchtsanfällen und schließlicher Verblödung steigern können.

Kosmos, 1919, Heft 2, Seite 50

 

Der Alligatorfisch

Das Aquarium des Zoologischen Gartens in Frankfurt a.M. beherbergt seit 1910einen gar seltsam ausschauenden Fisch, von dem das erklärende Schild an seinem Behälter sagt, da? er Alligatorfisch (Lepidostens tristocebus Bloch et Schneider) heißt und das er das einzige lebende Exemplar in Europa ist. Er ist aber auch ein höchst sonderbarer Geselle, dessen Körper von einem dichten Panzer von glänzenden, glattanliegenden rhombischen Schmelzschuppen eingeschlossen ist, was ohne weiteres schon seine Sonderstellung unter den lebenden Fischen erkennen läßt. Durch den langgestreckten Leib mit lang nach hinten gestreckten Flossen erhält sein Körper ein hechtartiges Aussehen. Dazu ist das Maul in eine lange Krokodilschnauze ausgezogen, die mit starken, spitzen und kegelförmigen Fangzähnen bewaffnet ist, zwischen denen noch zahlreiche kleinere Zähnchen stehen. Der Oberkiefer ist zur Bildung dieser Schnautze stark verlängert und besteht aus mehreren Knochenstücken. Die Nasenlöcher liegen ganz vorn an der Schnautzenspitze, die kleinen runden Augen stehen auf den Seiten über dem Mundwinkel. Auf dem Rücken ist der Alligatorfisch graubraun gefärbt, an den Seiten silbern und brozeschillernd mit braunschwarzen Flecken, am Bauch silberweiß und am Kopfe mit einer braunschwarzen, silbern begrenzten Binde gezeichnet.

Dieser abenteuerliche Fisch wird 2 1/2 m, nach Jordan sogar 5-6 m lang. Er ist ein gewaltiger und gefräßiger Räuber, der unter den Fischbeständen der großen Flüsse und Seen der Südstaaten Nordamerikas bis Mexiko und Kuba beträchtlichen Schaden anrichtet. Mit dem dort gleichfalls die gleiche Lebensweiseführenden und bis zu 2 m großen langschnäutzigen Kaimanfisch oder Knochenhecht (Lepidostens osseus L.) bildet der Alligatorfisch die einzige noch heute lebende Gattung Lepidostensmder Kaimanfische(Lepidosteoidei). Aus einem weit zurückliegenden Abschnitt in der Geschichte unserer Erde haben sich diese gepanzerten Fische in die Gegenwart herübergerettet, aus einer Zeit, wo die Ganoidfische mächtig entwickelt waren, zu denen die ältesten Fische und mithin die ältesten Wirbeltiereder Erde überhaupt gehören. Schon im Devon, also vor mehr als 15 Millionen Jahren, stellen sich nach Brehm die Vorfahren der Kaimanfische ein, deren eigentliche Vertreter wir erst mit dem Anfang der Tertiärzeit, dem Eozän, kennen lernen. Viel wissen wir auch heute noch nicht von der Lebensweise dieser Raubfische. Bei ihrer Größe und Gefräßigkeit gehören sie zu den schlimmsten Feinden der Fischerei, entgehen durch ihre Gewandtheit und den schlanken Bau leicht den Netzen und gelangen daher nur selten zur Beobachtung. Während der heißen Zeit kommen sie oft an die Oberfläche, um zu atmen, wobei die Schnautze aus dem Wasser gestreckt und mit lautem, schnappendem Geräusch geschlossen wird. Im Winter stehen sie bewegungslos am Grunde, im Frühjahr ziehen sie zum Laichen in flache Gewässer, besonders gerne in solche mit vielem Pflanzenbestand.

Dabei wird, nach dem neuen "Brehm", dem wir diese Angaben entnehmen, das Weibchen von mehreren Männchen begleitet. Ein Nest wird nicht gebaut, siondern die klebrigen Eier haften einfach am Grund fest. Nach dem Asusschlüpfen heften sich die Larven mit einem Saugnapf, den sie an der Stirn tragen,an Steinen oder Pflanzenstengeln an, rühren sich nicht, bis der Dottersack aufgebraucht ist. Dann, etwa 14 Tage nach dem Ausschlüpfen, beginnen sie ihr Räuberleben. Die Fischer hassen sie von Herzen und suchen ihnen auf alle Weise Abbruch zu tun. Während nach Heck das Fleischder Kaimanfische fett und schmackhaft ist und ähnlich wie das der Hechte zubereitet werden soll, erwähnt Brehm, daß es ganz wertlos sei. Die Panzerplatten lasen sich polieren und zu Schmuck verarbeiten.

Dr. St.

Kosmos, 1919, Heft 1, Seite 27

 

Eigenartiges Benehmen von Menschen und Tieren bei Gefahren im Wattenmeer

Im Wattenmeer an der deutschen Nordmeerküste, wo zur Ebbezeit weite Strecken des Meeresbodens trocken laufen, daß man sie betreten und oft sogar von einer zur anderen Insel gehen kann, kommt es nicht selten vor, daß Menschen oder Tiere der Gefahr des Ertrinkens ausgesetzt sind, wobei sie ganz eigenartig verfahren, um sich zu retten. Alle Beobachtungen stammen aus der Gegend zwischen den Inseln Föhr und Amrum, wo ein Wattenweg zur Ebbezeit eine Verbindung gestattet. Der Weg führt aber nicht in gerader Linie durch das Watt, vielmehr sind nahe dem Ufer der beiden Inseln tiefe Wasserrinnen, die auf großen Umwegen umgangen werden müssen. Zur Sicherung ist der Weg durch viele Holzkreuze und Merkmale gekennzeichnet.

Wird nun ein Wanderer auf diesem Wege von der Flut überrascht, so wäre doch der nächstliegende Weg zur Rettung, die höchstgelegenen Watten zu erreichen und dann der Flut vorauszueilen, um ans Ufer zu gelangen. Aber so verfährt nur der, der an der Nordsee groß geworden ist. Ein Fremder verläßt sich auf seinen schärfsten Sinn, die Augen, und sucht auf dem nächsten Weg das Ufer zu erreichen, wobei er vor jeder Insel in die tiefen Wasserrinnen gelangt und ertrinken muß, wenn er nicht schwimmen kann. So töricht handeln alle fremden Menschen.

Ganz anders handeln Tiere, namentlich Pferde und Hunde. Mit Pferden hat man die merkwürdige Erfahrung gemacht, daß ein auf der fruchtbaren Insel geborenes Pferd auf der Düneninsel Amrum sich niemals einlebt und jede Gelegenheit wahrnimmt, um wieder nach Föhr zu kommen. Dabei kümmern sich die Pferde nicht darum, ob Ebbe oder Flut ist, ebensowenig um den üblichcen Weg, sondern sie suchen auf dem geraden Weg laufend, watend oder schwimmend zurückzukommen.

Hierbei ist es vollständig ausgeschlossen, daß sie sich von dem Augen- oder Geruchssinn leiten lassen; sie müssen über eine Art von Ortssinn verfügen, daß sie den rechten Weg nicht verfehlen. Bisher ist noch kein Pferd verunglückt. Merkwürdig ist folgendes Beispiel: Im Herbst 1899 brachte ein Händler Waren von Föhr nach Amrum. Unzählige Male hatte er den Weg gemacht und kannte ihn und alle Gefahren gründlich. Unterwegs wurde er von einer Hagelbö überrascht, da die frühe Morgenstunde zur finstern Nacht wurde und die Flut mit unheimlicher Stärke schwoll. In der Finsternis hatte er den Weg verloren. Um sein Leben zu retten, spannte er das Pferd vom Wagen und überließ sich der Führung des treuen Tieres, daß trotz Wind, Wetter und Dunkelheit durch mehrere Rinnen hindurch bald das heimatliche Ufer erreichte.

Nicht viel anders machen es die Hunde. Auch hier sind Unglücksfälle nicht bekannt. Nachstehende Tatsache habe ich selbst beobachtet; sie spricht besonders für die Klugheit des Hundes als für seinen Mut. In einer Mittagsebbe hatte ich von Föhr aus Amrum besucht, mußte aber in derselben Zeit zurück. Ein kleiner Hund begleitete mich. In den Dünen Amrums jagte er wilde Kaninchen, kam von mir ab und ich mußte endlich ohne ihn den Heimweg antreten. Da ich später nachgeforscht habe, weiß ich alles, was der Hund unternommen hatte, um mich zu finden. Als er der Jagd überdrüssig war und mich suchte, ließ ihn sein Geruch im Stich, denn die Flut war gekommen und hatte meine Fährte verwischt. Da suchte er weiter, suchte die ganze Insel ab, von einem Ende bis zum anderen und kam endlich wieder da an, wo meine Spuren im Wasser verschwanden. Hier wartete der Hund auf die nächste Ebbe, trat aber noch vor ihrem völligen Eintritt den Heimweg an, bis er nach endlosen Schwimmstrecken wieder den Heimatstrand erreichte, 24 Stunden nach mir. Noch rätselhafter als bei den Pferden erscheint es, wie ein kleiner Hund sich zurechtfinden konnte, auch hier scheiden Gesicht und Geruch aus, das Gesicht schon, weil der Hund fast erblindet war.

Philippsen - Flensburg

Kosmos, 1919, Heft 1, Seite 27

 

Der Jakobsstab

Den schönsten Teil des Sternenhimmels sehen wir in den Wintermonaten während der Abendstunden und das Mittelstück jenes Kranzes heller Sterne, der das Auge des Beschauers stets von neuem entzückt, bildet das Sternbild Orion als auffallendstes des ganzen Himmels. In der Mitte dieses Sternbildes, halbwegs zwischen den Hauptsternen Beteigeuze und Rigel, finden sich drei nahezu gleichhelle Sterne zweiter Größe. Sie sind, von rechts nach links, mit den griechischen Buchstaben Delta, Epsilon und Zeta benannt und stellen den Gürtel des Orion dar, von dem das Schwert herabhängt, werden aber auch, ohne Beziehung zum Bild des Orion, als Jakobsstab bezeichnet. Die Herkunft dieses auch dem Laien geläufigen Namens leitet sich von der Gestalt jener kleinen Sternengruppe ab.

Unter "Jakobsstab" versteht man ein Instrument, das zum Winkelmessen diente und bei den Seefahrern früherer Zeiten sehr vielseitig Anwendung fand. Es bestand im Wesentlichen aus einem langen Stabe (AB), der in seiner ganzen Länge mit einer Reihe von Löchern versehen war, in die man kürzere Querstäbe (CD) einstecken konnte. Sollte z.B. der gegenseitige Winkelabstand zweier Sterne gemessen werden, so richtete man den Stab gegen die Mitte der Verbindungslinie der Sterne, visierte von A aus gegen die Sterne und änderte den Abstand AE durch Einstecken des kürzeren Querstabes so lange, bis das eine Ende C mit dem einen Stern, das andere Ende D mit dem anderen Stern zusammenzufallen schien, mit anderen Worten, bis der Querstab dem Auge von derselben Länge erschien, wie die Verbindungslinie der beiden Sterne. Der Abstand AE konnte an einer auf dem Stabe angebrachten Teilung abgelesen und daraus der Winkel CAD in Gradmaß berechnet werden. Wollte man die Sonnenhöhe messen, so brachte man das eine Ende des Querstabes mit der Sonne, das andere mit dem Horizont in scheinbare Berührung. Für verschieden große Winkel konnten verschieden lange Querstäbe benutzt werden. Natürlich war dieses Meßverfahren sehr ungenau und konnte höheren Ansprüchen nicht genügen. Deshalb ist dert Jakobsstab auch schon vor langer Zeit außer Gebrauch gekommen. Gegenwärtig nehmen seine Stelle der Spiegelsextant und der Prismenkreis ein, die eine sehr viel höhere Genauigkeit erreichen lassen.

Die Herkunft des Jakobsstabes und sein Erfinder sind unbekannt. Jedenfalls ist das Instrument sehr alt, denn es findet sich schon im 14. Jahrhundert beschrieben. Man sieht es vielfach auf den Titelblättern älterer astronomischer Werke und auf allegorischen Darstellungen aus jener Zeit abgebildet. Auch der Ursprung des merkwürdigen Namens ist nicht aufgeklärt, und es bleibt sehr zweifelhaft, ob dieser irgendwelche Beziehung zu dem Jakob der Bibel, dem Sohn Isaaks, besitzt. Vielleicht deutet er auf den unbekannten Erfinder des Instrumentes hin. Vielfach wurde dieses auch einfach nur als astronomischer Stab (baculus astromicus) bezeichnet.

C.H.

Kosmos, 1919, Heft 3/4, Seite 95

 

Warum kann die Elektrizität in den luftleeren elektrischen Lampen brennen, da doch nichts ohne Luft brennen kann?

Diese Frage kann man nur stellen, weil man ddas Wort Brennen falsch anwendet. In der Tat brennt die Elektrizität in den elektrischen Lampen nicht. Brennen bedeutet nicht das Auslösen von Wärme und Licht. Brennen heißt in Brand geraten, verbrennen; es gibt aber zahlreiche Vorgänge, die Wärme und Licht erzeugen, ohne Verbrennungen zu sein, und umgekehrt kennen wir Verbrennungen ohne Lichterscheinung, wenn auch mit unbemerkter Wärmeentwicklung. Das Leuchten elektrischer Lampen ist ein Beispiel für die Erzeugung von Licht und Wärme, ohne daß eine Verbrennung stattfindet. Wie ist denn der wirkliche Vorgang? Der Metall- oder Kohlenfaden in der Glasbirne läßt wohl den elektrischen Strom durchlaufen, bereitet ihm aber doch sehr erhebliche Schwierigkeiten und Reibungen, so daß sich der Faden dabei erhitzt. Er wird heiß und immer heißer und schließlich rot-, ja weißglühend, genau wie bei der Erhitzung auf irgend einem anderen Wege. Aber ein "Brennen", d. h. Verbrennen, ist das, wie gesagt, nicht.Denn ein Körper "brennt" besagt eigentlich nichts anderes, als er verbindet sich mit dem Sauerstoff der Luft auf solche Weise, daß eine mehr oder minder lebhafte Wärme- und Lichterzeugung stattfindet.Und was folgt daraus? Bei jeder Verbrennung wird der brennende Körper zerstört oder vielmehr durch einen neuen von anderer Form und mit anderen Eigenschaften ersetzt. Man muß sich also gerade hüten, den elektrischen Faden "brennen" zu lassen; sonst würde er zerstört und die Lampe verdorben. Darum eben macht man das Glasgefäß luftleer, denn ohne den Sauerstoff der Luft ist eine Verbrennung unmöglich.

Kosmos, 1919, Heft 2, Seite 51

 

Graphithaltige Schmiermittel

Jede Maschine muß, um arbeitsfähig zu bleiben, fortlaufend geschmiert werden. Zur Schmierung dienen vegetabilische Öle (Rüböl, Baumöl usw.), Mineralöle (höhere Destillate des Erdöls), Teeröle und Harzöle. Wegen der gegenwärtigen Knappheit dieser Stoffe ist man jetzt in größeren Maßstabe zur Verwendung von Graphitemulsionen übergegangen, die sich schon vor dem Kriege langsam als Schmiermittel einzubürgern begannen. Es ist nämlich möglich, den Graphit durch Behandlung mit Tannin und Ammoniak zu "entfocken", d. h. in eine so fein verteilte Form zu bringen, daß er sich aus Anreibungen mit Wasser und Öl nicht mehr absetzt und vollkommen haltbare Emulsionen gibt, die große Schmierwirkung besitzen. Die Graphit-Wasser-Emulsion wird als Aquadag bezeichnet, die Graphit-Öl-Emulsion als Öldag. Während Aquadag an Stelle von wasserlöslichen Ölen und Seifenlösungen als Kühlmittel bei Maschinen zur Metallverarbeitung verwendet wird, dient Öldag zur Schmierung von Maschinen aller Art; durch seine Benützung wird nicht nur eine große Ölersparnis erzielt, sondern auch eine längere Haltbarkeit aller Zapfen und Lagerteile. Graphit steht im Gebiet der Mittelmächte in ausreichender Menge zur Verfügung und kann überdies nach verschiedenen Verfahren künstlich hergestellt werden. Es entsteht als Nebenprodukt bei der Herstellung von Karborund (Siliziumkarbid) aus Quarz und Kohleim elektrischen Ofen. Ferner kann Kohle unmittelbar durch starken elektrischen Strom in Graphit übergeführt werden; dieses Verfahren benötigt ungeheure Energiezufuhr und wird daher hauptsächlich an den Niagarafällen praktisch durchgeführt. Es liefert den nach seinem Erfinder benannten ausgezeichneten Achesongraphit. Ein drittes Verfahren besteht darin, daß man ein Gemisch von Kohlensäure und Kohlenoxydin der Hitze auf Kalziumkarbid einwirken läßt.

Dr. P.

Kosmos, 1919, Heft 2, Seite 49

 

Eine wahre Münchhausiade

Es gehört ein starker Glaubenswilledazu, folgenden Bericht für wahr zu halten, aber ein sehr ernst zu nehmender Forscher, der um das berliner Volkskunde-Museum hoch verdiente Norweger Adrian Jacobsen, verbürgt sich dafür. Er hat selbst oft dem wegen des Lebertrans unternommenen Haifischfang an der Küste von Spitzbergen beigewohnt, bei dem sich dergleichen ereignet. Es klingt, wie er zugibt, sehr nach Münchhausen, aber, wie gesagt, die Sache ist wahr. Doch zunächst muß man wissen, wie die Angel für diesen Haifischfang beschaffen ist. Der Angelhaken hat durch die Erfahrung vieler Geschlechter seine jetzige Gestalt gewonnen. Er ist kaum 30 cm lang und an einer zwei Meter langen, eisernen Kette befestigt, deren Glieder, höchst zweckmäßig miteinander verbunden, sich um sich selbst drehen können. Eine fünf bis sechs Kilogramm schwere Eisenzunge dient als Senker, und die Leine, unten dicker als oben, ist über dem Senker in einer Länge von 3 m mit Leinwand bewickelt. Die Bewicklung soll das Durchscheuern an der raspelähnlichen Haihaut verhindern; denn wenn einer dieser gewaltigen und ungemein gefräßigen Tiere, die bis sechs Meter lang werden, an dem mit Streifen von Seehundspeck und Haifleisch verkleideten Haken angebissen hat, beginnt er einen wilden Kampf um seine Freiheit. Der Hai wälzt sich hin und her, aber die beweglichen Kettenglieder folgen seinen Wendungen, ohne zu zerbrechen, und so wird er mit einer Winde hinaufbefördert, mit einem Lanzenstoß ins Genick getötet und aufgeschnitten. Manchmal verdirbt sich der Fischer durch Unaufmerksamkeit den Fang selber. Wenn die von der Arbeit ermattete Wache - oft wird 48 Stunden in einem Zuge gefischt -  einschläft und die Angenl ohne Aufsicht bleiben, ereignet es sich, daß beim Heraufwinden über den gefangenen Hai mehrere Haiköpfe auf der Kette aufgereiht sind. Der hat gut geschlafen, heißt es alsdann, und die Wache wird weidlich ausgelacht. Was ist vorgegangen? Ein Hai hat angebissen, lange versuch,t sich von dem verräterischen Köder loszureißen, und dabei die Aufmerksamkeit eines Genosse erregt. Dieser hat das "Befreiungswerk" des Gefangenen unternommen, allerdings infolge seiner unersättlichen Freßgier in etwas zweckwidriger Weise, indem er ihn zunächst von seiner Fettleber befreite, dann an ihm weiterfraß und schließlich selbst die Angelspeise verschluckte. Nun saßn er selber fest und hatte Muse, den Kopf seines Vorgängers anzuglotzen, bis ein Kollege mit gleicher Hilfsbereitschaft sich des Befreiers annahm und dabei denselben Erfolg erzielte. So setzt sich das blutige Spiel fort, und der letzte Hai ist der stumme und doch beredte Zeuge des ganzen Vorgangs.

Dr. P.

Kosmos, 1999, Heft 1, Seite 28

 

Nacktschnecken als Bucheckernliebhaber

Beim Sammeln von Bucheckern fielen mir etliche auf, die am breiteren Endeangenagt und leergefressen waren. Das machte mich aufmerksam, und ich suchte und fand viele ähnlicheleere Schalen, wobei ich beobachtete, daß die Tiere, die dieses Fraßbild hervorriefen, Nachtschnecken (Arion subfuseus) waren. Ich konnte mehrere solcher Schnecken am Werke sehen, wie sie, den Kopf tief in die Bucheln steckend, den ölhaltigen Kern verzehrten. Ferner fand ich noch viele Arion subfuseus zwischen dem Buchenlaub am Boden, die anscheinend auch nach Bucheln suchten. Man darf also annehmen, daß Arion subfuseus sich nicht ausschließlich von Pilzen nährt, wie in der Literatur angegeben ist, sondern auch die Bucheckern zu schätzen weiß. Ich konnte auch im größeren Umkreis um die Fundstelle keine Pilze finden, von denen die Schnecken hätten angelockt sein können.

Dr. Lautner - Erlangen



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© Thomas Lehmann

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