Der Student und der Räuber
Oben im Thüringer Wald geht das alte geflügelte Wort um: "Spielt nicht mit Studenten!" Es bezieht sich auf einen Jenaer Studiosus. Er geriet einmal in der Gegend um Neuhaus mit dem berüchtigten Räuber Bilmer und Streit, einem Kerl mit Riesenkräften, der aus Erdlöchern heraus Wanderern auflauerte und sie niederschlug.
Bei dem Studenten aber war Bilmer an den Richtigen gekommen. Der trug den Degen nicht nur zum Anschauen bei sich, sondern verstand ihn auch als kühner Fechter zu führen. Als nun der finstere Geselle plötzlich auf dem einsamen Waldweg vor ihm stand, hatte der Student die Waffe schon aus der Scheide gezogen. Der Räuber war aber gleichfalls geübt genug und zerbrach dem Studenten im harten Kampf den Degen.
Triumphierend forderte nun Bilmer von dem Wehrlosen, seine Hände auf einen Baumstumpf zu legen. Der aber durchschaute den Räuber. Geistesgegenwärtig stellte er sich so dumm und ungeschickt an, bis Bilmer ihm eigenhändig zeigte, wie er es zu machen habe. Da ergriff der Student blitzschnell den am Boden liegenden Degenstumpf und hieb damit dem Unhold die Hände ab. Schwer verwundet, konnte er nun eingefangen und der gerechten Strafe zugeführt werden.
(aus: Der pfiffige Bauer
und andere Volkssagen um Stände und Berufe aus dem Thüringischen
Verlag die Wirtschaft Berlin 1988 2. Auflage)