100 TAGE DIE DIE DDR ERSCHÜTTERTEN
Neues Deutschland vom 11.11., S. 1
... Im Verlauf der Diskussion der 10. Tagung des ZK wurden Entscheidungen von Bezirksleitungen der SED und Einwände zu einigen neu gewählten Mitgliedern und Kandidaten des Politbüros bekannt, die zu dem Vorschlag führten, die Genossen Hans-Joachim Böhme, Johannes Chemnitzer, Werner Walde und die Genossin Inge Lange von ihren Funtionen zu entbinden. ...
Genosse Günter Mittag wurde entsprechend dem Statut der Partei wegen gröblichster Verstöße gegen die innerparteiliche Demokratie, gegen die Partei- und Staatsdisziplin sowie Schädigung des Ansehens der Partei aus dem ZK ausgeschlossen. Ebenso wurde Genosse Joachim Herrmann aus dem ZK ausgeschlossen.
Neues Deutschland vom 11.11., S. 2
Rund 55 550 DDR-Bürger sind nach Angeben des Bundesinnenministeriums bis zum Freitagabend in die BRD eingereist. Davon hätten sich 3 250 als Übersiedler registrieren lassen.
Neues Deutschland vom 11.11., S. 16
Schlagzeilen
DIE HEIMAT MAL VON DER ANDEREN SEITE SEHEN; DANN WIEDER NACH HAUSE
GESPRÄCHE UND BEOBACHTUNGEN AN DER GRENZE BEI MARIENBORN
NUR NOCH WENIGE WOLLEN FÜR IMMER AUS DER DDR WEG
GRENZÜBERGANG HIRSCHBERG: AMPELN STEHEN AUF GRÜN
STIPPVISITE ZUR REEPERBAHN UND WIEDER ZURÜCK ZUR ARBEIT
SCHNELLE ABFERTIGUNG AM KONTROLLPUNKT ZARRENTIN
100 TAGE DIE DIE DDR ERSCHÜTTERTEN
Der Tagesspiegel vom 12.11., S. 1
Schlagzeilen
TRANSITVERKEHR BRICHT ZUSAMMEN
WARTEZEITEN BIS ZU ELF STUNDEN
INNENSTADT FÜR VERKEHR GESPERRT
U-BAHN-LINIEN ZEITWEISE EINGESTELLT
... SCHÄTZUNGSWEISE 500 00 DDR-BÜRGER WAREN NACH AUSKUNFT DER POLIZEI GEKOMMEN
LANGE SCHLANGEN AUCH VOR DEN ÜBERGÄNGEN IN OST-BERLIN
GRENZSOLDATEN VERZICHTEN NAHEZU VÖLLIG AUF KONTROLLEN
Der Tagesspiegel vom 12.11., S. 2
Schlagzeilen
ERSTMALS KAM KEIN DDR-ÜBERSIEDLER MEHR ÜBER UNGARN IN DEN WESTEN
AUCH AN DER CSSR-GRENZE WERDEN KAUM NOCH FLÜCHTLINGE GEZÄHLT
100 TAGE DIE DIE DDR ERSCHÜTTERTEN
Neues Deutschland vom 13.11., S. 1
Schlagzeilen
POLITBÜRO SCHLÄGT AU?ERORDENTLICHEN PARTEITAG VOR
...BALDIGE PERSÖNLICHE BEGEGNUNG ZWISCHEN KRENZ UND KOHL VERABREDET
HUNDERTTAUSENDE NUTZTEN DIE NEUE REISEREGELUNGEN DER DDR
USA AUSSENMINISTER: DDR-MASSNAHMEN SIND ÜBERZEUGEND
Neues Deutschland vom 13.11., S. 2
Die Pressestelle des Ministerium des Innern teilte am Sonntag mit, daß in der BRD sowie in Berlin (West) verbreitete Gerüchte und Spekulationen über die angebliche Aufhebung der bestehenden Festlegungen für Reisen in und durch die DDR für Bürger der BRD und Einwohner von Berlin (West) jeglicher Grundlage entbehren.
Neues Deutschland vom 13.11., S. 5
Schlagzeilen
"PRAWDA": ENTSCHEIDUNG DER DDR IST EIN KÜHNER UND KLUGER SCHRITT
DRK-GESELLSCHAFTEN BEIDER DEUTSCHER STAATEN IM GESPRÄCH:
NICHT NUR HEIMWEH UND ENTTÄUSCHUNG SIND GRÜNDE FÜR DIE RÜCKKEHR IN DIE DDR
IN HIRSCHBERG, WARTHA, mARIENBORN UND ZARRENTIN ÖFFNEN MITTWOCH BETREUUNGSZENTREN
REGIERENDER BÜRGERMEISTER VON BERLIN (WEST):
"EKLATANTES VERSAGEN" KOHLS
LOTHAR SPÄTH WARNT VOR EINMISCHUNG IN DIE DDR
SPD-POLITIKER VOSCHERAU WEIST "ANSCHLUSSGEHABE" ZURÜCK
100 TAGE DIE DIE DDR ERSCHÜTTERTEN
Neues Deutschland vom 14.11., S. 1
11. TAGUNG DER VOLKSKAMMER
Oberste volksvertretung diskutierte die politische Lage in der DDR
Dr. Günther Maleuda (DBD) neuer Volkskammerpräsident / Dr. Hans Modrow (SED) zum Vorsitzenden des Ministarrates gewählt und mit Bildung der Regierung beauftragt
Hans Jendretzky (FSGB-Fraktion) leitete als zweitältester Abgeordneter den ersten Teil der Tagung. Er teilte mit, daß der Präsident der Volkskammer, Hordt Sindermann, der Stellvertreter des Präsidenten, Gerald Götting, sowie alle Mitglieder des Präsidiums zurückgetreten sind.
AUSSERORDENTLICHER pARTEITAG VON 1. ZK-TAGUNG EINBERUFEN
Egon Krnez begründete Vorschlag / Beschluß entspricht einer großen Anzahl von Briefen, Anträgen und Stellungnahmen der Parteibasis
Tagesordnungspunkt 1 des außergewöhnlichen Partetages vom 15. bis 17. Dezember:
Zur aktuellen Lage und den Aufgaben der Partei, Referent: Generalsekretär des ZK der SED, Genosse Egon Krenz
Neues Deutschland vom 14.11., S. 2
Schlagzeilen
FAST EINE MILLION DDR-BÜRGER REISTEN AM WOCHENENDE IN DIE BRD
ZUNEHMEDES INTERESSE VON ÜBERGESIEDELTEN AN RÜCKKEHR
87 PROZENT DER BEFRAGTEN: "ICH BLEIBE BESTIMMT HIER"
ERSTMALS ERGEBNISSE EINER MEINUNGSUMFRAGE VORGESTELLT
Neues Deutschland vom 14.11., S. 2
Im Lehr- und Ausbildungsjahr 1989/90 findet für Lehrlinge keine vormilitärische Ausbildung und keine Sanitätsausbildung in der Zivilverteidigung mehr statt.
100 TAGE DIE DIE DDR ERSCHÜTTERTEN
Neues Deutschland vom 15.11., S. 1
Schlagzeilen
KOALITIONSVERHANDLUNGEN IM sTAATSRAT DER DDR
HANS MODROW LEGTE KONZEPTION FÜR NEUE REGIERUNG VOR
BEZIRK MAGDEBURG HÄLT 2 000 BETTEN FÜR RÜCKKEHRER BEREIT
RATSVORSITZENDER SIEGFRIED GRÜNWALD SPRACH MIT NIEDERSACHSENS MINISTERPRÄSIDENT DR. HANS ALBRECHT
Neues Deutschland vom 15.11., S. 5
Schlagzeilen
WALTER MOMPER WERNT VOR "OKKUPATIONSMENTALITÄT"
OTTO WOLFF VON AMERONGEN:
DER MARKT DER DDR BLEIBT FÜR DIE BRD-UNTERNEHMER INTERESSANT
BDI ALS VERTRETER VON 100 000 FIRMEN WILL KOOPERATION
GALINSKI WARNT VOR RECHTSEXTREMEN KRÄFTEN
100 TAGE DIE DIE DDR ERSCHÜTTERTEN
Neues Deutschland vom 16.11., S. 1
Schlagzeilen
DRK IM EINSTZ FÜR RÜCKKEHRER
HELFER IN BEREITSCHAFT / UNTERKÜNFTE VORBEREITET / ZUSAMMENARBEIT MIT DRK DER BRD
MOMPER: DIE DDR HAT EIN PATRONAT NICHT NÖTIG
Neues Deutschland vom 16.11., S. 2
Alle personengebundenen Jagdgebiete jeglicher Art sind aufzulösen. Alle Sonderjagdgebiete, die durch die Organe der Kreise und Bezirke eingerichtet wurden, oder Sonderregelungen für bestimmte Personen in bestehenden Jagdgesellschaften sind mit sofortiger Wirkung aufzulösen bzw. aufzuheben. Das sieht eine sofortige Verfügung des amtierenden Landwirtschaftsministers und Leiters der Obersten Jagdbehörde, Bruno Lietz, vor.
Neues Deutschland vom 16.11., S. 5
Schlagzeilen
BRD-PRÄSIDENT RICHARD VON WEIZSÄCKER:
GEMEINSAME VERANTWORTUNG BEIDER DEUTSCHER STAATEN FÜR DEN ENTSPANNUNGSPROZESS
MINISTERPRÄSIDENT RAU:
BEVORMUNDUNG BRAUCHT DIE DDR AM WENIGSTEN
WILLY BRANDT GEGEN ALLE DOGMEN IM VERHÄLTNIS ZUR DDR
BEZIEHUNGEN ZUR DDR IM GESPRÄCH
IM WEISSEN HAUS MEHR FRAGEN ALS ANTWORTEN
100 TAGE DIE DIE DDR ERSCHÜTTERTEN
Neues Deutschland vom 17.11., S. 1
Schlagzeilen
ERNEUERUNG BERÜHRT NICHT BÜNDNISPFLICHTEN DER DDR
EGON KRENZ EMPFING ARMEEGENERAL PJOTR LUSCHEW
ZUSTIMMUNG FÜR VORSCHLÄGE VON MINISTERPRÄSIDENT MODROW
EMPFEHLUNG FÜR VERFASSUNGSÄNDERUNG UND WAHLGESETZ
BAHN BEFÖRDERT TÄGLICH 100 000 PASSAGIERE MEHR
GEHT REISELUST ZU LASTEN VON GÜTERTRANSPORTEN?
TAGE DES WIEDERSEHENS; KEINE TAGE DER WIEDERVEREINIGUNG
ERKLÄRUNG DES REGIERENDEN BÜRGERMEISTERS MOMPER VOR DEM WESTBERLINER ABGEORDNETENHAUS
Neues Deutschland vom 17.11., S. 1
Eine Sitzung der Fraktion der SEDin der Volkskammer fand am Donnerstag statt. Wie mitgeteilt wurde, schlug der Generalsekratär des ZK, Egon Krenz, der Fraktion vor, daß folgende Abgeordnete aus verschiedenen Gründen ihr Mandat niederlegen:
Hans Albrecht, Hermann Axen, Hans-Joachim Böhme, Johannes Chemnitzer, Friedrich Dickel, Horst Dohlus, Kurt Hager, Joachim Herrmann, Erich Honecker, Margot Honecker, Günther Kleiber, Werner Krolikowski, Ingeburg Lange, Erich Mielke, Günter Mittag, Erich Mückenberger, Gerhard Müller, Alfred Neumann, Alfred Rohde, Horst Schumann, Horst Sindermann, Willi Stoph, Ernst Timm, Harry Tisch, Werner Walde, Herbert Ziegenhahn, Heinz Ziegner.
Neues Deutschland vom 17.11., S. 8
... Am 7. und 8. Oktober habe es in Berlin insgesamt mehr als 1 000 Zuführungen gegeben, informierte Generalleutnant Friedhelm Rausch, der sich "von überzogener Härte und undifferenziertem Herangehen" jedoch distanzierte. Inzwischen seien der Leiter der Berliner Schutzpolizei von seiner Funktion entbunden und gegen jene Leiter von Zuführungspunkten disziplinarische Maßnahmen eingeleitet worden, wo es zu Übergriffen gekommen ist. Bei einer Reihe VP-Angehöriger hätten sich Mängel im Umgang mit Bürgern gezeigt, so durch falsche Einstellung zur Aufgabe, ungenügende Rechtskenntnis und persönliches Versagen beim Wahren der Würde des Menschen.
100 TAGE DIE DIE DDR ERSCHÜTTERTEN
Neues Deutschland vom 18.11., S. 1
FERNSEHINTERVIEW MIT EGON KRENZ:
Weder in Leipzig noch anderswo Demonstrationen behindern
Vor Beginn der Volkskammertagung am Freitag befragten Vertreter verschiedener internationalen Fernsehstationen Egon Krenz nach seiner Rolle bei der Verhinderung einer gewaltsamen Eskalation bei den Montagsdemonstrationen in Leipzig. Der Generalsekretär sagte:
"Ich war in Leipzig und habe dort erklärt: Wir sind dafür, politische Konflikte auch nur politisch zu lösen. Und ich habe dort in Leipzig mitgeholfen, daß diese Dinge auch so gelöst worden sind".
Drei Tage später:
Neues Deutschland vom 21.11., S. 3
Jochen Pommert, Sekretär der SED-Bezirksleitung Leipzig an Günter Schabowski.
Seit einiger Zeit ist die Frage zu hören, weshalb und warum sich sechs Leipziger Persönlichkeiten am 9. Oktober 1989 mit ihrem Appell zur Besonnenheit, Vernunft, Gewaltlosigkeit, für den Dialog an die Leipziger und auch an die Regierung gewandt haben. Zu vernehmen sind auch Überlegungen, als haben sie mit Zustimmung anderer - mit wem und woher auch immer - gehandelt. ...
Es gab niemanden, der uns dazu beauftragt, bevollmächtigt oder gedeckt hätte. ...
Was mich persönlich betrifft, so war ich mir durchaus im klaren darüber, daß ich unter den damals obwaltenden Umständen von meiner Partei hätte zur Verantwortung gezogen werden können. ...
Drei Wochen später:
Der Tagesspiegel vom 9.12., S. 7
Der ehemalige DDR-Staats- und Parteichef Krenz hat eingeräumt, daß er entgegen früheren Behauptungen nicht eine drohende Konfrontation zwische Demonstranten und Polizei Anfang Oktober in Leipzig verhinderte. Er habe lediglich einen vermittelnden Appell begrüßt, initiiert vom Leipziger Gewandhaus-Kapellmeister Masur vor der Kondgebung am 9. Oktober, sagte das nach eigenen Angaben "einfache Parteimitglied" Krenz am Rande des SED-Parteitages in Ost-Berlin.
Neues Deutschland vom 18.11., S. 1
Schlagzeilen
USA: PROZESS IN DER DDR ERHÖHT DIE SICHERHEIT ALLER / SCHREIBEN VON GEORGE BUSH AN EGON KRENZ
BRD-BUNDESKANZLER KOHL:
NIEMEND KANN INTERESSE AN EINER DESTABILISIERUNG HABEN
BONNER SPRECHER ZUR REGIERUNGSERKLÄRUNG MODROWS
GORBATSCHOW: WIR BEGRÜSSEN, WAS IN DER DDR GESCHIEHT
100 TAGE DIE DIE DDR ERSCHÜTTERTEN
Der Tagesspiegel vom 19.11., S. 1
Schlagzeilen
KORRUPTION UND AMTSMISSBRAUCH IN DER DDR WERDEN UNTERSUCHT
GENERALSTAATSANWALT BESTÄTIGT ÜBERGRIFFE VON SICHERHEITSKRÄFTEN
MINISTERIN KÜNDIGT SOFORTMASSNAHMEN GEGEN VERFALL DER DDR-MARK AN
KONVERTIERBARE WÄHRUNG ALS LÄNGERFRISTIGES ZIEL GENANNT
Der Tagesspiegel vom 19.11., S. 1
Auf der ersten genehmigten Kundgebung des oppositionelle Neuen Forum ist gestern in Leipzig unter großem Beifall der Rücktritt von Egon Krenz gefordert worden. Während der Demonstration, die von der ARD live übertragen wurde, nannte einer der Forum-Sprecher den SED- und Staatsratsvorsitzenden vor mehreren zehntausend Personen einen "Wahlfälscher und Freund des chinesischen Terrors".
100 TAGE DIE DIE DDR ERSCHÜTTERTEN
Neues Deutschland vom 20.11., S. 1
KOALITIONSREGIERUNG MODROW MIT GROSSER MEHRHEIT GEWÄHLT
VOLKSKAMMER FASST BESCHLÜSSE ZUR ENTWICKLUNG DER DEMOKRATIE UND DER TECHTSSTAATLICHKEIT
GENERALSTAATSANWALT BERICHTETE
... Der Charakter der Demonstrationen zum 40. Jahrestag, sagte der Generalstaatsanwalt Wendland, mit denen das Volk die Politik der Erneuerung wollte und einleitete, wurde falsch eingeschätzt. Es wurde versucht, diese Demonstrationen mit polizeilichen Mitteln aufzulösen. Dabei wurden 3 456 Personen zugeführt, darunter Unbeteiligte. Gegen 630 wurde ein Ermittlungsverfahren eröffnet, 296 von ihnen sind kurzzeitig inhaftiert worden. Im Zusammenhang mit diesen Zuführungen kam es zu Übergriffen durch Angehörige der Schutz- und Sicherheitsorgane, zu Gewalttätigkeiten und Verletzungen der Menschenwürde. 76 Ermittlungsverfahren wurden inzwischen eingeleitet, in einem Fall Anklage erhoben.
Neues Deutschland vom 20.11., S. 6
Schlagzeilen
EGON KRENZ: GRENZÖFFNUNG IST KEINE WIEDERVEREINIGUNG
AUFTRITTE IM SOWJETISCHEN UND AMERIKANISCHEN FERNSEHEN
DDR-AUSSENMINISTER: WIEDERVEREINIGUNG STEHT NICHT ZUR DEBATTE
350 WESTBERLINER ÄRZTE WOLLEN IN DER DDR ARBEITEN
LAMBSDORFF: BEVORMUNDUNG KANN NICHT DIE DEVISE SEIN
FDP-VORSITZENDE FÜR UNTERSTÜTZUNG DES DDR-REFORMKURSES