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SPRUCH DES JAHRES

Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andre packt sie an und handelt.

Dante Alighieri

SPRUCH DER WOCHE

Krieg ist ein Zustand, bei welchem die niedrigsten und lasterhaftesten Menschen Macht und Ruhm erlangen.

 

Leo Tolstoi

 

LUSTIGES

Quelle: Aus dem umgestülpten Papierkorb der Weltpresse (1977)

Druckfehler:

Die Lochmuskeln der erfreuten Zuschauer kamen nicht mehr zur Ruhe.

Die Lehmänner
Die Lehmänner

Sagen aus der Gegend von Friedrichroda

Der fromme Bäcker

Als das Kloster Reinhardsbrunn noch in hohem Flor war, lebte dort der Bäcker Wolfhart. Er war das ganze Gegenteil seines Namens, weder ein hachiger Wolf noch hart gegen die Armen.

Da setzte einst eine große Teuerung und Hungersnot ein, und die Bettler drängten sich in ungewöhnlichen Scharen an der Klosterpforte. Der Abt des Klosters hatte dem Bäcker Wolfhart, dessen Redlichkeit und Menschenliebe ihm bekannt waren, seit langem die Aufgabe übertragen, die Brotspende an die Armen auszuteilen. Da der Abt nun aber sah, daß der Bäcker weit mehr Brot austeilte als sonst und keinen Armen ohne Spende von der Klosterpforte gehen ließ, fürchtete er, dem Convent würde es bei dem Kornmangel zuletzt selbst an Nahrung fehlen. Deshalb sprach der Abt darüber mit dem Bäcker. Der aber erwiderte, das Kloster habe Korn genug, der Abt brauche sich nicht zu sorgen. Trotzdem gebot der Abt dem Bäcker strengste Sparsamkeit und ordnete an, die Armen nur noch an bestimmten Tagen zu speisen.

Aber schon am anderen Tag sah der Abt den Bäcker wieder mit rauschenden Rockschoß über den Hof kommen und auf die Pforte zu schreiten, an der zahlreiche Arme warteten. Rasch trat der Abt an den Bäcker heran und fragte ihn, was er da trage. "Späne! Herr Abt Gnaden!" antwortete der Bäcker. Ungläubig riß ihm der Abt den Rockschoß auf - und heraus fielen tatsächlich eitel Hobelspäne. Der besorgte Abt aber begab sich nun in eigener Person auf den Fruchtboden. Er erschrak nicht wenig, als er diesen fast leer fand. Es war so wenig Vorrat vorhanden, daß damit der Convent unmöglich versorgt werden konnte, selbst wenn man gar kein Brot mehr an die Armen verteilen würde.

Sehr erzürnt ließ der Abt den Bäcker zu sich rufen und schalt ihn tüchtig aus. Mit hochrotem Gesicht fragte er ihn, woher er denn das Brotgetreide nehmen wolle, wenn der Fruchtboden fast leer sei. Der fromme Bäcker hörte sich die Strafpredigt ganz ruhig an. Dann sprach er: "Herr Abt Gnaden, ich kann nicht glauben!" Der Abt erwiderte: "So sollst du es selbst schauen! Folge mir!" Der Bruder Kornrentner mußte nun abermals mit hinauf und den Fruchtboden öffnen. Da stand aber Korn in Hülle und Fülle, Sack an Sack, genug auf Jahr und Tag und schier fürs halbe Land. Der Abt traute seinen Augen kaum. Er hob seine Hände empor und sprach zu dem Bäcker: "Du sollst des Klosters Abt sein, denn dein Glaube ist mächtiger als meiner! Walte in Segen deines Doppelamtes!"

(aus: Der pfiffige Bauer

und andere Volkssagen um Stände und Berufe aus dem Thüringischen

Verlag die Wirtschaft Berlin 1988 2.  Auflage)

Von Friedrichrode.

Von Friedrichrode ist eine gemeine Sage unter den Leuten, daß einst zwei Brüder gewesen, Friedrich und Ernst, davon jeder eines Ortes Urheber und erster Anbauer gewesen, daher Friedrichrode und Ernstrode entstanden seien, und ist, nach Vieler Dafürhalten, dieses Städtlein einer der Orte, die schon zu Ludwig des Bärtigen Zeiten auf kamen, der dicht darüber auf dem Schauenberge die Schauenburg erbaute und bewohnte. Starker Bergbau wurde in der Nähe betrieben. Eine Viertelmeile davon ist ein Berg, der Hundsberg, da ist gegen Westen ein Stollen gelegen, sieben Lachter lang südwestwärts getrieben, darin haben sie gutes Gold gefunden, aber nach einer Zeit nichts mehr gespürt, und deßwegen die Bergfactoren in Verdacht gehabt. Dieses war nur eine Witterung vom Gang ausgeschlagen; wenn man aber noch fünf Lachter weiter voran in gleicher Richtung treibt, wird man einen 900 Lachter langen Goldgang treffen, in einem gelben Kieß eine Viertelmeile breit und dick, davon der Centner 60 Pfund Goldes enthält. Auf Friedrichrode hat man ein altes böses schmähliches Spottlied, welches in vielen Stellen allzu derb und unfläthig ist, als daß es im Druck mitzutheilen wäre. Es besteht jede Strophe aus einer Frage und einer den Ort bitter verhöhnen den Antwort. So zum Beispiel: Was han se fer nen Kerchthurm drüb'n Oho zu Friggerode? Se han en ale Kuh geschlacht, On han den Schwanz zon Thorm gemacht Oho zu Friggerode. Wodurch der jetzt freundliche und reinliche Ort sich in frühern Zeiten vielleicht ein so strenges und liebloses Urtheil zugezogen, ist unbekannt. Die Hauptsache mag wohl Neid der Nachbarorte über Friedrichrodes Wohlstand und städtische Gerechtsame gewesen sein, denn so findet sich z. B. die Nachricht, daß bei dem Bau der Kirche, die früher nur aus einem alten Kapellchen bestand, es der ganzen Gemeinde ein rechter Eifer und Ernst gewesen, das Haus des Herrn zu bauen, und daß sie es mit Gottes Hülfe und Segen auch ganz allein vollbracht; denn die benachbarten Dörfer haben, wie doch sonst gewöhnlich ist, nicht die geringste Beihülfe bei und zu dem Bau gethan. Doch wurde jenes Spottlied auch ganz gleichlautend auf Broterode, Orlamünde und andere thüringische Orte gesungen.

(aus: Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes , Erster Theil, Ludwig Bechstein, Hildburghausen 1835)

Der Kopf am Thor.

Zu Friedrichrode am Stadtthor ist ein steinerner Kopf eingemauert, der das Maul weit aufsperrt. Davon wird Folgendes gesprochen: Einst kam ein der Gegend gänzlich unkundiger Fremdling nach Friedrichrode hergewandert und begann, als er des ersten Einwohners ansichtig wurde, mit lauter Stimme zu fragen: Was ist das für ein Dorf? Wie heißt das Dorf? Wie er sagte Dorf, blieb ihm alle weile das Maul offen stehen, und konnte es nimmermehr wieder zubringen. Und das war darum, weil er die gute Stadt ein Dorf nannte. Darauf haben die zu Friedrichrode zum Wahrzeichen und zu wohlgemeinter Warnung für andere, die etwa auch hergereist kommen und die Stadt Fiedrichrode für ein Dorf ansehen möchten, den maulaufsperrenden Kopf an ihr Stadtthor anbringen lassen.

(au: Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes , Erster Theil, Ludwig Bechstein, Hildburghausen 1835)

Bruder Volkmar.

Im Kloster zu Reinhardsbrunn war ein Mönch, der hieß Bruder Volkmar, gar ein andächtiger, frommer Mann, der trug zur Büßung seiner Sünden einen Panzer an seinem Leib. So groß war der Ruf seiner Frömmigkeit, daß die Heilige Elisabeth, da sie noch lebte, sich in sein Gebet befahl. Nun war dem Bruder Volkmar das Mühlenamt befohlen, und zu einer Zeit, da er an dem Werke etwas bessern wollte, ward ihm sein rechter Arm ergriffen und elendiglich gebrochen, so daß er große Schmerzen leiden mußte. Und da geschah es, daß in derselben Nacht, in der der Bruder schlaflos lag und Gott um Linderung seiner Schmerzen anflehte, die fromme Landgräfin Elisabeth in Marburg starb. Da erschien sie ihm in großer Klarheit und in königlicher Kleidung, und sprach: Bruder Volkmar, wie geht es Dir? — Der Kranke erschrack vor der großen Klarheit, doch kannte er die Herrin und antwortete verwundert: O Fraue, wie habt Ihr doch so köstlichste Kleider an, so Ihr doch pflegt geringe verschmähliche Gewande zu tragen. Sie aber antwortete: Bruder Volkmar, ich habe meinen Stand verwandelt. Rührte seine Hand an und verschwand. Bruder Volkmar fühlte keine Schmerzen mehr, und als der Morgen kam, war er ganz gesund.

(au: Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes , Erster Theil, Ludwig Bechstein, Hildburghausen 1835)

Schauenburg wird erbaut.

Es war ein Herr vom Kaiserhofe in das Thüringerland gekommen, mit Namen Ludwig, den man darum, daß er einen langen Bart zu tragen pflegte, den er nie scheren ließ, Ludwig mit dem Barte nannte, der wurde von des Kaisers und des Bischofs zu Mainz wegen ein Vitzthum über Thüringen und Helfen und erbot sich den Grafen und Herren, den ehrbaren Leuten und Städten allen gar freundlich und handelte gütlich mit ihnen. Besonders machte er urbar und bebaute so manche Landstrecken in dem Thüringer Walde, wo vorher niemand wohnte, so die bloße Leube, das Thal, wo jetzt Reinhardsbrunn u. a., und erbaute die Dörfer Katterfeld, Altenberga und Brotterode. Daß er in den Thalgründen die Wälder ausroden ließ, Dörfer hineinsetzte und Waldland in Ackerland verwandelte, that er mit Gunst und Willen der benachbarten Grafen, vornehmlich derer von Gleichen, Mühlberg, Käfernburg u. a., von denen er auch ganze Landstrecken, Dörfer und Waldungen erkaufte, bebaute und Leute hineinzog. Im Jahr eintausend und dreiundneunzig erwarb er Gunst vom Kaiser und dem Bischof von Mainz, nicht minder von den Grafen und Freien in Thüringen, daß ihm erlaubt wurde, ein eignes Schloß bei Friedrichrode und in der Nähe der andern Dörfer, die er erbaut hatte, aufzurichten und baute auf einem Berg, sechs Acker Weglänge von Friedrichrode, der oben schmal und lang ist und auf jeder Seite eine springende Quelle hatte, eine gute und feste Burg und sprach, da sie sich stattlich erhob: Nun schaue, welch eine Burg! So ward ihr der Name gegeben, daß man sie hieß Schaueinburg. Darauf hatte nun Herr Ludwig im Bart seine tägliche Residenz, hielt stattlich Hof, verköstigte viel Gesinde, baute mehr und mehr, und zog die Edeln des Landes zu sich, so daß man ihn gar lieb in dem Lande gewann. Großes Lob ist dem Vitzthum im Lande Thüringen, Ludwig mit dem Barte, nachzurühmen; er hielt das Land in stetem Frieden, sühnte gern die Zwietracht, wo sie aufkam, und wie die Ortschaften unter ihm, so nahm er selbst zu an Reichthum, Macht und Ansehen. So kam Kaiser Konrad der Andere, sein Verwandter, nach Thüringen, der vernahm die Redlichkeit und Weisheit seines Vitzthums und hörte von der Gunst, in welcher er im ganzen Lande stehe, und machte ihn zu einem Grafen zu Thüringen und das Land machte er zu einem Fahnenlehen und belehnte Ludwig damit und mit der Reichsfahne, doch so, daß jeglicher Graf Freiherr und die, welche eigne Gerichte hatten, in ihren Rechten unverkürzt blieben. Auch gab der Kaiser dem neuen Grafen die alten Wappen der Lande Thüringen und Hessen. Darauf freite Ludwig im Bart eine junge Wittwe, Schwestertochter des Herzogs von Braunschweig, mit Namen Cäcilia, die brachte ihm die Stadt Sangerhausen zu, und siebentausend Acker Artland, mit andern unzähligen Gütern und Zinsen, Dienstmannen, Schäfereien, Vieh, Wildbahnen, Fischweiden und gemünztem Geld, dazu versprach auch noch der Herzog, der diese Wittwe ihm an die Hand gelobte, ihm alle Hülfleistung und Förderung in jeglicher Angelegenheit. Das wurde eine festliche Hochzeit und danach führte Graf Ludwig feine Gemahlin auf feine Veste Schauenburg und hielt darauf in Lust und im Frieden stattlich mit ihr Haus.

(au: Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes , Erster Theil, Ludwig Bechstein, Hildburghausen 1835)

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