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SPRUCH DES JAHRES

Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andre packt sie an und handelt.

Dante Alighieri

SPRUCH DER WOCHE

Je näher der Zusammenbruch eines Imperiums rückt, desto verrückter sind seine Gesetze.

 

Cicero

 

LUSTIGES

Quelle: Aus dem umgestülpten Papierkorb der Weltpresse (1977)

New York - Um einen schmerzhaften Zahn loszuwerden, band Rangiermeister Roy Floyd einen festen Zwirnsfaden an den letzten Wagen eines Zuges. Als die Lokomotive anfuhr, wurde Floyd zu Boden gerissen. Dabei brach er sich den Arm und büßte drei Zähne ein. Der schmerzende Zahn blieb allerdings unbeschädigt.

Die Lehmänner
Die Lehmänner

Sagen aus der Gegend um Gerstungen

Die Wichtel setzen über

Früher, so erzählen die Ruhlaer, hatten es die Einheimischen gut. Ihnen halfen die Wichtel, die nachts kamen und alles aufarbeiteten, was tagsüber liegen geblieben war. Aber sie sind schon lange auf und davon. Wer oder was sie vertrieben hat, weiß heute niemand mehr genau zu sagen.

In jener Zeit kam einmal ein Wichtel zu einem Fährmann an die Werra und versprach ihm eine Metze kostbarsten Gewürzes, wenn er die Nacht über ohne großes Fragen einiges Frachtgut an das jenseitige Ufer schaffe. Der Fährmann ging darauf ein und fuhr viele Male über den Fluß. Als aber der Morgen graute, war er doch neugierig und fragte den Kleinen, was für eine unsichtbare Fracht er denn über das Wasser gebracht habe. Das Männchen lächelte und sprach: "Tritt hinter mich und schau mir einmal über die Schulter!"

Da sah der Fährmann, wie es auf der ganzen Wiese nur so von Wichteln "wiebelte und wabelte". Als der Fährmann darauf nach seinem Lohn fragte, bekam er von dem Kleinen eine Metze Salz. Das war die kostbarste Würze jener Zeit. Gleich danach war der Wichtel verschwunden. Nie wieder hat ihn der Fährmann zu sehen bekommen.

(aus: Der pfiffige Bauer

und andere Volkssagen um Stände und Berufe aus dem Thüringischen

Verlag die Wirtschaft Berlin 1988 2.  Auflage)

Der Limpertstein

Der Graf von Brandenburg hatte das Recht, den Fleischern von Gerstungen die Taxe zu setzen und an jedem Fleischtag einige der besten Stücke kostenlos für seine Küche zu fordern. An Schlachttagen kam deshalb jedes Mal ein Bote von der Brandenburg, um das Fleisch für den Grafen zu holen.

Der Bote hieß Limpert. Er war ein lahmer Krüppel und kam mit einem Esel, der an beiden Seiten einen Korb für das Fleisch trug. Aber Limpert traf fast immer zu spät ein. Darüber ärgerten sich die Fleischer sehr, weil nach altem Recht die Fleischbank nicht verkaufen durfte, solange nicht die besten Stücke für die gräfliche Küche ausgesucht waren.

Das Vorrecht des Grafen war folglich der Gerstunger Fleischerzunft ein ständiger Dorn im Auge. Oft schon hatten Meister und Gesellen den Boten ermahnt, nicht so lange auf sich warten zu lassen. Aber Limpert kehrte sich nicht daran. Er dachte bei sich: "Ich kann kommen, wann ich will! Schließlich müssen sich die Fleischer doch vor dem Grafen ducken."

Der Gildemeister der Fleischer war ein zorniger, aber auch stolzer Mann. Er sagte zu seinen Zunftgenossen: "Wir wollen den Unfug nicht länger dulden, sondern etwas tun, was die gräfliche Familie nicht so schnell vergessen soll!" Als nun der Bote wieder einmal mit erheblichem Verzug dahergezogen kam, hoben ihn die Gesellen - wie es Brauch war - vom Esel. Aber er kam nicht mehr dazu, das Fleisch auszusuchen. Der Gildemeister versetzte ihm einen Schlag, der ihn zu Boden streckte. Nun traten auch die anderen Meister hinzu und schlugen Limpert vollends tot. Seinen Körper verteilten sie auf die beiden Fleischkörbe des Esels und trieben diesen heimwärts.

Anstelle des Kalb- und Schweinefleisches fand nun der Graf die blutigen Stücke Limperts in den Körben. Er schwur der Stadt Gerstungen bittere Rache und kündigte ihre Fehde an. Da schickte der Stadtrat einen Mittelsmann, der mit klugen Worten den Grafen besänftigen sollte. Der Abgesandte brachte vor, daß die Fleischer schon lange durch die absichtlichen Verspätungen und das trotzige Benehmen des Boten erbittert worden seien. Auch müßte man ja die ganze Zunft ausrotten, wenn Blut um Blut gelten solle. Der Herr Graf möge daher von einer Fehde absehen. Dazu solle er bedenken, daß er überhaupt kein Fleisch mehr bekäme, wenn er Gerstungen zerstöre. Schließlich brachte der Abgesandte noch geschickt ins Spiel, das die Stadt bereit sei, eine Buße zu zahlen, wenn es nicht zur Fehde komme.

Da sprach der Graf bei sich selbst: "Nun gut, aber ich will ihnen eine Buße aufgeben, die sie niemals werden erbringen können!" Laut verkündete er daraufhin dem Abgesandten: "Wenn das Blut der Gerstunger Fleischhacker in einem so hohen Preis steht, so schafft mir einen Scheffel Silberpfennige, drei himmelblaue Windhunde und drei Eichenstöcke ohne Knoten, so hoch wie ich selbst. Erfüllt ihr binnen fünf Jahren diese Bedingungen, so will ich von der Fehde absehen und obendrein auf all meine Rechte auf die Fleischbank verzichten. Wird aber auch nur eine der drei Bedingungen nicht eingehalten, so mache ich Gerstungen dem Boden gleich!"

Mit diesem Bescheid kehrte der Abgeordnete zurück. Alle, die ihn hörten, entsetzten sich. Erschien doch das Ansinnen unerfüllbar. Schließlich faßten einige beherzte Bürger Mut und setzten durch, daß man dem Grafen die Annahme der Bedingungen mitteile.

Von Stund an wurden Boten ausgesandt, um bei allen Krämern die kleinen Silberlinge zu sammeln. Dann holte man ein Schock kräftiger Eichensprößlinge, die eben den ersten Trieb gemacht hatten, aus dem Wald und pflanzte sie in ein besonders zubereitetes Erdreich. Dazu umgab man sie mit hohen, genau abschließenden Glasröhren. Somit war es ganz unmöglich, daß Seitensprosse austrieben; das junge, kraftvolle Reis mußte kerzengerade emporwachsen. Schließlich wurde noch ein Gemach eingerichtet, dessen Wände, Decke und Fußboden himmelblau waren. Selbst die Fenster waren mit himmelblauen Vorhängen versehen. In dieses Zimmer brachte man drei junge, schneeweiße Windhunde. Damit sie aber wirklich nichts anderes sähen als Himmelblau, war auch der Wärter in diese Farbe gekleidet, ja selbst das Futter war himmelblau gefärbt.

Die ersten Jungen, welche die beiden Hündinnen warfen, hatten einzelne blaue Sprenkel. Unter deren Nachkommen gab es in den folgenden Jahren schon blau gefleckte, und bei der dritten Zucht war Himmelblau die Hauptfarbe. Das vierte Geschlecht endlich, im fünften Jahr, war vollständig himmelblau.

Mit den Eichenstäbchen ging es auf ähnliche Weise. Mehrere Stämmchen waren zwar abgestorben, einige hatten Seitenaugen getrieben, aber drei Schößlinge standen in Manneshöhe kerzengerade ohne ein Knötchen. Schließlich hatten die Boten auch die vielen geforderten Silberlinge zusammengebracht.

So zählte Gerstungen die Buße an den Grafen von Brandenburg. Um auch den Himmel zu versöhnen, wurde der Fleischschuppen in ein Pflegehaus für arme Leute verwandelt. Auf dem Platz aber, wo die blutige Tat geschah, legte man in das Pflaster einen breiten Stein, der noch in den folgenden Generationen als Limpertstein bekannt war.

(aus: Der pfiffige Bauer

und andere Volkssagen um Stände und Berufe aus dem Thüringischen

Verlag die Wirtschaft Berlin 1988 2.  Auflage)

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© Thomas Lehmann

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