St. Johannis-Kirche will nicht im Thal stehen.
Die Sage geht, daß, als St. Johannis -Kirche, um welche auch ein ummauerter Friedhof sich zog, wo die Todten der nahen Dörfer begraben wurden, alt und baufällig geworden war, sie verlassen werden sollte, weil manchem Bewohner der Gegend das Steigen des hohen Berges zu schwer wurde, auch das Hinaufbringen der Leichen zur Beerdigung und der Kinder zur Taufe im Winter lebensgefährlich erschien. Es wurde daher beschlossen, die Kirche oben abzubrechen und an den Fuß des Berges zu setzen. Es begab sich aber zu verschiedenen Malen, daß ein Anfang mit dem Abbrechen gemacht und das Baumaterial herunter in die Nähe der Dörfer geschafft wurde, gleichwohl war am andern Morgen immer wieder das, was Tags zuvor abgebrochen und herunter gekommen, wieder oben und wurde an der Kirche in seiner alten Ordnung gefunden, so daß man von dem Vorhaben abstehen mußte. Das Kirchlein auf der Höhe hat darnach noch lange gestanden, als schon die neue Immanuelskirche am Fuße des Berges erbaut war, bis es mehr und mehr verfallen. Im Fundament ist hernach einmal ein geschnitzter Kopf Johannis des Täufers von Holz, und in neuerer Zeit ein alter wunderlicher Schlüssel an einem Baum hängend gefunden worden.
(aus: Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes , Zweiter Theil, Ludwig Bechstein, Hildburghausen 1835)
Die Sanct Johannis-Kirche bei Altenberga.
Hoch oben auf dem Gipfel eines Berges erbaute Bonifacius die erste Kirche und weihte sie ein in die Ehre St. Johannis des Täufers. Unzähliges Volk strömte dorthin und vernahm aus dem Munde des Lehrers das göttliche Wort. Da geschah es oft, daß das Kirchlein die Menge nicht faßte, und Bonifacius im Freien predigen mußte, doch waren ihm ganze Schaaren von Raben, Dohlen und Krähen hinderlich, die auf dem umwaldeten Berg gipfel sich versammelt hatten und allzulaut schrieen, so daß die Predigt nicht wohl vernommen werden konnte. Der Bischof, als er sich so gehemmt sah, erhob die Hände zum Himmel und rief Gott an, die Vögel zu zerstreuen. Und siehe, da hoben sich mit einem Male die Schaaren von dannen kehrten nicht mehr auf den Berg zurück, so lange das Kirchlein oben stand, das nachmals öfter erweitert und erneuert wurde. Große Wallfahrten sind dorthin in den alten Zeiten geschehen.
(aus: Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes , Zweiter Theil, Ludwig Bechstein, Hildburghausen 1835)